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1. Sagen - S. 1

1912 - Berlin : Oehmigke
Die Sage wandelt sinnend durchs Land non Ort ;u Ort und Manch in ihrem Garten der Dichtung Diumen fort. Sie weilet in Ruinen, sie lauscht am Felsenhang, in Hainen rauscht ihr Flüstern wie ferner Harfenklang. Sie schwebt um stoche Durgen, sie weilt beim Halmendach, sie thront auf Felsenstirnen, sie spielt am Waldesbach. Sie hat sich mit dem Laude so liebend treu vermählt, daß sie fast allerorten von alter Leit erzählt. Ludwig Dechstein. Nohl, Unsere Mark Brandenburg. I. Teil. 1

2. Sagen - S. 3

1912 - Berlin : Oehmigke
1. Die drei Linden auf dem Heiligen-Geist-Kirchhofe in Berlin. Auf dem Kirchhofe des Hospitals zum Heiligen Geiste iu Berlin haben vor vielen Jahren drei gewaltig große Linden gestanden, die mit ihren Ästen den ganzen Raum weithin über- deckten. Das Wunderbarste an diesen Bäumen war, daß sie mit den Kronen in die Erde gepflanzt waren und dennoch ein so herr- liches Wachstum erreicht hatten. Aber dieses Wunder hatte auch die göttliche Allmacht bewirkt, um einen Unschuldigen vom Tode zu erretten. Vor vielen, vielen Jahren lebten nämlich in Berlin drei Brüder, die mit der herzlichsten Liebe einander zugetan waren und mit Leib und Leben für einander standen. So lebten sie glücklich und zufrieden, als dies Glück plötzlich durch einen Vor- fall gestört wurde, den wohl keiner hätte ahnen können. Denn so unbescholtenen Wandels auch alle drei bisher gewesen waren, wurde doch einer derselben des Meuchelmordes angeklagt und sollte, obgleich er noch kein Geständnis getan hatte, den Tod er- leiden, da alle Umstände die ihm zur Last gelegte Tat wahrschein- lich machten. Noch saß er im Gesüngnisse, als eines Tages seine beiden Brüder vor dem Richter erschienen und jeder derselben sich des begangenen Mordes schuldig erklärte. Kaum hatte dies

3. Sagen - S. 6

1912 - Berlin : Oehmigke
Der König besuchte ihn öfter, sah in gewohnter Weise den: ge- schickten Arbeiter zu und freute sich über die nahe Vollendung des bestellten Kunstwerkes. Eines Tages nun, als der König sich eben auch in der Werkstätte befand, bemerkte er an den Fenstern des gegenüberliegenden Hauses zwei weibliche Per- sonen, die dem fleißigen Goldschmied, der dicht an seinem Fenster arbeitete, sobald er nur aufsah, greuliche Gebärden machten und widerliche Gesichter dazu schnitten. Der König verwunderte sich über eine so sonderbare Nachbarschaft und erkundigte sich nach den „Grimassiers" gegenüber. Er erfuhr, daß es die Frau und die Tochter eines reichen Goldarbeiters wären, die aus Neid und Ärger über die Gnade, welche der Monarch ihrem armen Kunstgenossen zuteil werden ließ, auf eine so wunderliche Weise ihre Wut zu erkennen gäben. 3. Der Goldschmied erzählte auch, wie er einstmals nicht habe unterlassen können, unter den Arabesken einer Braten- schüssel eine der Fratzen dieser bösen Weiber zu verewigen, die ihn gar oft in seiner Arbeit gestört hätten. Der König beschloß bei sich, den kleinlichen Brotneid des reichen Goldarbeiters ebenso zu bestrafen, wie er den Fleiß seines armen Günstlings belohnt hatte. Nachdem die bestellte Arbeit vollendet war, befahl der gütige Herrscher seinem Schützling, die alte Wohnung zu räumen, indem er ihm eine andere, einstweilen gemietete, anweisen ließ. Auf des Königs Kosten wurde hierauf das alte, baufällige Haus niedergerissen und dafür das jetzt noch stehende errichtet, an dem sich zwischen der zweiten und dritten Etage, gerade in der Mitte der Front, in einer Nische ein weiblicher Kopf befindet, dessen Gesicht gar scheußlich verzerrt ist. Dieses Zerrbild, das eiu Spiegel für die neidischen Weiber des reichen Goldarbeiters sein sollte, wird noch jetzt der N e i d k o p s genannt. Oskar Schwebet (Die Sagen der Hohenzolleru). 4. Die verstummten Löwen. Am Turme der Parochialkirche in der Klosterstraße, hoch oben bei dem Glockenspiel, befinden sich vier Löwen. Die sotten früher zu jeder vollen Stunde, wenn die „Singuhr" erklang, ein lautes Brüllen ausgestoßen haben. Wie sie aber stumm ge- worden sind, darüber berichtet die Sage:

4. Sagen - S. 7

1912 - Berlin : Oehmigke
7 Die Stadtherren von Berlin wollten nicht, daß der Künstler des Glockenspiels dieses noch einmal an andrer Stelle anbringe, und deshalb ließen sie ihm die Augen ausstechen. Er aber erbat sich als letzten Wunsch, noch einmal zu seinem Glockenspiel auf dem Kirchturm geführt zu werden. Die Bitte wurde ihm auch erfüllt, und als er oben war, hat er an einer geheimen Schraube gedreht, und seitdem haben die Löwen keinen Laut mehr von sich gegeben, und auch alle späteren Versuche, sie wieder zum Brüllen zu bewegen, blieben erfolglos. Paul Kunzendorf (Sagen der Provinz Brandenburg). 5. Die Rippe des Riesen. Ein Riese lebte in Berlin, der war so groß, daß, als er im Kampf erschlagen worden war, er nicht Platz fand zur Beerdi- gung auf einem einzelnen Kirchhof. Man beschloß daher, ihn zu zerkleinern und die Stücke auf verschiedenen Kirchhöfen der Stadt der Erde zu übergeben. Das geschah denn auch. Als man später einen dieser Kirchhöfe zur Bebauung heranzog, fand man eine Rippe nebst dem Schulterblatt des Riesen, und zum An- deuten an ihn wurden diese beiden Körperteile an einem Hause am Molkenmarkt angebracht, das seitdem „die Rippe" genannt wurde. Eine andere Legende sagt auch wohl, es wären die letzten Merkzeichen des Roland von Berlin, der einst an dieser Stelle gestanden haben soll. In Wahrheit aber stammen die Knochen von einem Walfisch. Ähnliche solche Merkzeichen findet man noch in anderen Gegenden der Mark, wo man sie mit gleichen Riesensagen in Verbindung gebracht hat. Paul Kunzeudorf (Sagen der Provinz Brandenburg). 6. Das Haus mit den 99 Schafsköpfen. Dieses Haus, das am Alexanderplatz zwischen der König- und der Landsberger Straße steht und an einem goldenen Hirsch weithin kenntlich ist, stammt aus der Zeit Friedrichs des Großen. Der König hat nämlich dieses Haus, wie so manche in Berlin und Potsdam, bauen lassen. Der Mann, dem er es baute, soll aber ein etwas unverschämter Gesell gewesen sein und den König

5. Sagen - S. 8

1912 - Berlin : Oehmigke
8 stets mit neuen Bitten belästigt haben. Bald wollte er dies, bald das an dem Hanse noch gemacht haben. Schließlich quälte er den König noch damit, daß er gern allerhand „Verzierungen" angebracht haben wollte. Der König hieß ihn gehen, indem er sagte, er werde schon für passende sorgen, und gab nun, erzählt man, dem Baumeister den Befehls eben jene 99 Schafsköpfe an der Fassade des Hauses anzubringen. Bestürzt kam der Mann, als dies geschehen, zum König gelaufen. Der aber fertigte ihn mit der Bemerkung ab, er habe ja „Verzierungen" gewollt. Daß sie nicht nach seinem Geschmack wären, dafür könne er nicht, und wenn die Köpfe ihm nicht genügend wären, solle er sich nur selbst noch ins Fenster legen, dann wäre das Hundert voll. Jetzt sind es aber keine 99 mehr. Wilhelm Schwartz (Sagen der Mark Brandenburg). 7. Der fliegende Chorschüler. Eines Tages — es war noch zur alten katholischen Zeit — verabredeten mehrere Chorschüler an der Marienkirche mitein- ander, daß sie auf den Kirchturm steigen und dort aus den Krähen- nestern, deren sich eine Anzahl dort oben befand, die Eier aus- nehmen wollten. Diesen Versuch führten sie auch aus und kletterten die Treppe hinauf. Als sie oben ankamen, ward zu einem der Schallöcher ein Brett hinausgelegt, das zwei Schüler hielten; der dritte aber kroch auf diesem Brett hinaus, um in den Ritzen und Spalten des Turmes nach Nestern zu suchen. Er fand auch bald eine große Zahl, gab jedoch feinen Gefährten kein einziges der Eier, die er dort fand. Als sie ihn nun fragten, ob sie ihr Teil nicht erhalten würden, schlug er es ihnen rund ab. Er sagte, er habe sich allein der Gefahr unterzogen, und so wolle er auch allein die Frucht derselben genießen. Da wurden die andern böse und drohten ihm, daß sie das Brett loslassen würden, wenn er ihnen nicht augenblicklich einen Teil seiner Beute abgäbe. Weil er jedoch vor der Ausführung ihrer Drohung sicher zu sein wähnte, sagte er, das sollten sie nur tun, dann würden sie gewiß nichts bekommen. Aber kaum hatte er das gesagt, so ließen jene das Brett los, und der arme Chorschüler stürzte von der Höhe des Turmes hinab.

6. Sagen - S. 9

1912 - Berlin : Oehmigke
9 Nun hatte er aber seinen weiten Chormantel um, der bis unten hinab zugeknöpft war. Darunter fing sich sogleich der Wind und hemmte den Fall. Er schwebte wohlbehalten und unversehrt mitten auf den Markt hinab, wo er zur größten Ver- wunderung der Käufer und Verkäufer ankam. Ob er dann seinen Gefährten ihren Anteil am Gewinn gegeben hat, weiß man nicht; sie mögen aber auch wohl nicht mehr danach ver- langt haben. Wilhelm Schwartz (Sagen der Mark Brandenburg). 8. Sagen vom Slandbilde des Großen Kurfürsten. Wenn man das Standbild des Großen Kurfürsten auf der Langen Brücke genau betrachtet, so soll es einem vorkommen, als habe der Kurfürst vor sich ein Kind sitzen. Darüber erzählt die Sage: Als der Große Kurfürst regierte, war ein gewaltiger Religions- krieg, in dem das Morden kein Ende hatte, so daß selbst oft die Kinder in der Wiege nicht geschont wurden. Nun kam der Große Kurfürst einmal durch ein brennendes, von seinen Bewohnern verlassenes Dorf und fand in einem Hause ein Kind in der Wiege; das Kind lachte ihn freundlich an. Voll Mitleid nahm der Kur- fürst es auf, setzte es zu sich aufs Pferd und befahl, daß man auf- hören solle mit Morden. — Einige behaupten aber, das sei nicht in jenem Kriege, sondern am Tage der Fehrbelliner Schlacht gewesen. Da habe der Kurfürst irr einem von den Leuten ver- lassenen Dorfe, durch das er gekommen, das Kind weinend vor einer Hütte gefunden und mit sich aufs Pferd genommen. Dar- um habe ihn auch in der Schlacht keine Kugel getroffen; jenes Kind sei sein Schutzgeist gewesen. Das Standbild hat aber noch ein anderes Merkmal, das nicht jeder weiß. Das Pferd des Großen Kurfürsten hat keine Hufeisen. Die hatte der Meister, der das Standbild gegossen hat, angeblich vergessen, rrnd als er es nachträglich bemerkte, soll er sich deshalb von der Brücke in die Spree gestürzt haben. In der Neujahrsnacht übrigens, hieß es immer, dreht sich der Große Kurfürst in der Mitternachtsstunde auf seinem Posta- rnent um. Wilhelm Schwartz (Sagen der Mark Brandenburg).

7. Sagen - S. 10

1912 - Berlin : Oehmigke
10 9, Der Große Kurfürst auf der Langen Brücke. Das Denkmal des Großen Kurfürsten ist nicht nur das älteste, sondern auch das schönste und wirkungsvollste Standbild Berlins; darum wissen die Leute so viel davon zu erzählen. In der Neujahrsnacht zwischen 12 und 1 dreht sich der Große Kurfürst auf dem Postament um, oder er verläßt seinen Standpunkt, reitet durch seine Stadt, um zu sehen, was aus ihr geworden ist und kehrt mit dem Schlage 1 zum Postament zurück. Seine Züge erstarren wieder zu Erz, und doch ist Leben darin. Obwohl er die Tracht eines römischen Feldherrn trägt, ist er ein deutscher Mann durch und durch. Vor ihm sitzt auf dem Sattel das Kind von Fehrbellin. Als nämlich der Kur- fürst am Morgen vor der Schlacht in ein von den Schweden verwüstetes Dorf kam, wo alles, Kirche und Häuser, im Brand- fchutt lag und niemand eine lebende Seele vermutet hätte, da tönte aus einem brennenden Hause klägliches Weinen eines Kindes an das Ohr des hohen Herrn. Er stieg vom Pferde und trat ein; da sah er den Vater und die Mutter erschlagen am Boden liegen, in der Wiege aber ein verlassenes Kind, und das lachte ihn, sobald er näher trat, so freundlich an, daß er's auf seine Arme nahm und dann vor sich auf den Sattel setzte. Das Kind aber wurde in der Schlacht sein schützender Engel, von Gott gesandt, und keine Kugel traf den Helden, der auch in der Stunde des Kampfes der Barmherzigkeit nicht vergaß. Darum hat man's denn auch als Wahrzeichen vor dem Panzer des Kurfürsten an- gebracht. Dem Rosse des Kurfürsten fehlt am rechten Vorderfuß das Hufeisen; das ist 1848 bei der Revolution abgeschossen worden, wie einige sagen; aber es gibt noch alte Leute, die das Denkmal schon vor 1848 gesehen haben und behaupten, das Hufeisen habe bereits damals gefehlt, der Künstler habe es beim Gießen ver- gessen. Als das Denkmal fertig war, soll der Meister voll Stolz gesagt haben, niemand könne daran etwas aussetzen. Plötzlich wies einer der Gehilfen auf den Huf, und nun merkte der Meister, daß ein Eisen fehlte. Da foll er sich in der Verzweiflung von der Brücke in die Spree gestürzt haben. Unter dem Sockel ruht, wie die Sage berichtet, ein großer Schatz; den darf aber nur der König von Preußen heben, wenn

8. Sagen - S. 11

1912 - Berlin : Oehmigke
11 er einmal in große Not kommt. Die Franzosen haben es 1806 vergeblich versucht, jedoch nur einige Marmorstücke aus den Stufen herausgeschlagen und sind glücklicherweise nicht tief genug hinein- gekommen. Jetzt ist's aber noch schwerer, an den Schatz zu ge- langen; denn der Kaiser hat Stufen aus festem Granit Herrichten lassen. Über die vier gefesselten Männer am Fuße des Denkmals haben die Leute schon viel nachgesonnen und noch mehr erzählt. Manche sagen, der Baumeister Schlüter habe dabei an die Leidenschaften gedacht, die der jugendliche Prinz im Haag bekämpfte, andere dagegen, es seien Gefangene, entweder bezwungene Feinde oder bedrückte Landeskinder, die ihren Fürsten um Befreiung anflehen; endlich meint man, die Gestalten seien Vertreter der Völker, die der Kurfürst vor den Franzosen schützte. Weitere vier ge- fesselte Gestalten sollen noch unten im Wasser am Fundament sich befinden. Otto Monte (Berliner Sagen und Erinnerungen). 10. Die weiße Frau. Das Volk erzählt, daß, wenn der Tod eines Mitgliedes des Hohenzollernhauses bevorsteht, nachts im Schlosse zu Berlin die „weiße Frau" erscheint. Sie ist in ein langes, weißes Gewand gekleidet und trügt eine weiße Haube mit langem, weißem Witwenschleier. Langsam und still schreitet sie durch die langen Gänge und die Gemächer des Schlosses und grüßt die Begeg- nenden mit leisem Neigen des Kopfes, ohne jedoch ein Wort zu sprechen. So darf man sie auch nicht anreden oder gar reizen, da sie sonst zornig wird. Zuerst soll sie 1598 kurz vor dem Tode des Kurfürsten Johann Sigismund, dann 1667 vor dem Tode der Kurfürstin Luise Henriette gesehen worden sein. Als das Ende der Mutter des Großen Kurfürsten bevorstand, erzählte man auch, daß sie ihre einsamen Wanderungen mache. Der Oberstallmeister von Burgsdorf aber, ein kühner, starker Mann, sprach: „Ich möchte sie doch auch ein- mal sehen und ein Wörtchen mit ihr reden!" Wirklich begegnete er ihr eines Abends auf der Treppe, als er das Schloß verlassen wollte, um zum Garten zu gehen, wo sein Roß harrte. Still und langsam wollte die weiße Frau nach ihrer Gewohnheit an

9. Sagen - S. 12

1912 - Berlin : Oehmigke
12 ihm vorübergehen. Er aber hielt sie an und sprach zu ihr: „Was willst du hier? Hast du nicht schon genug Fürstenblut genossen?" Niemals hat Burgsdorf sagen können, was ihm eigentlich passierte. Von einem Stoße getroffen, stürzte er die Treppe hinab, daß ihm alle Rippen krachten. Zum Glück kam er mit dem Leben davon. Über die Entstehung der Sage gibt es mehrere Lesarten. Nach einigen soll die weiße Frau der Geist der „schönen Gießerin" Anna Sydow sein, der holdseligen Witwe eines Stlickgießers Dietrich, die Kurfürst Joachim Ii. liebte. Auf seinem Sterbe- bette soll er seinem Sohne Johann Georg das Versprechen ab- genommen haben, daß er Anna Sydow auf keine Weise kränken oder verunehren wolle. Aber der strenge Nachfolger schickte die „schöne Gießerin" nach Spandau, wo sie bis an ihr Lebensende in Gefangenschaft verblieb. Ihr Geist, der keine Ruhe fand, schwebt rächend durch die Hallen des Schlosses und erscheint den Hohenzollern, Unheil und Tod verkündend. Nach einer andern Sage ist die weiße Frau eine Gräfin von Orlomünde, Agnes, gewesen, die als Witwe gern Albrecht den Schönen, den Burggrafen von Nürnberg, heiraten wollte. Er soll aber gesagt haben: „Gern wollt' ich dem schönen Weibe meine Hand reichen, wenn nicht vier Angen wären." Die Gräfin glaubte, ihre zwei Kinder seien ihr im Wege und ließ die beiden, einen herzigen Knaben und ein liebliches Mädchen, töten. Aber der Burggraf, der mit den vier Augen seine noch lebenden Eltern gemeint hatte, zog sich von ihr zurück und verließ Nürnberg. Bittere Reue quälte Agnes bis an ihr Ende. Aber auch nach ihrem Tode sollte sie keine Ruhe finden, sondern sie muß als weiße Frau umgehen. Walther No hl. 11. Die schwarzen Brüder. An einem Hause in der Brüderstraße nahe beim Schloß- plätze soll früher ein Bild zu sehen gewesen sein; darauf bemerkte man vier Männer, die auf einem Pferde ritten. Das waren vier Brüder; die wohnten zusammen, aßen aus einer Schüssel, tranken aus einem Becher und waren einander in herzlicher Liebe zugetan. Darüber ärgerte sich der Teufel, und er beschloß,

10. Sagen - S. 13

1912 - Berlin : Oehmigke
13 die Eintracht zu stören. Er nahm die Gestalt eines schönen Mäd- chens an und wandelte vor dem Tore, wo die vier Brüder abends spazieren gingen, auf und ab. Allen gefiel das Mädchen, und einer stahl sich nach dem andern fort, um mit der Unbekannten allein zu sprechen. Da trafen sie denn plötzlich alle vier zusammen und merkten nun erst, daß der Teufel sie genarrt hatte. Der hatte sich jedoch arg verrechnet. Die Brüder sahen nämlich ihr Unrecht ein und gelobten, nie wieder voneinander zu lassen. Sie lebten einträchtig miteinander wie zuvor, gingen nie einzeln aus dem Hause, und wenn sie ausritten, saßen sie alle auf einem Roß. So stellte man sie auf dem Bilde dar. Allen Freuden der Welt entsagten sie, um sich nicht wieder zu entzweien; daher trugen sie einen schwarzen Mantel, weshalb man sie die schwarzen Brüder genannt hat. Ihre Reichtümer benutzten sie dazu, zwischen der Brüderstraße und der Breiten Straße ein Kloster zu bauen, dessen Gebäude noch 200 Jahre gestanden haben, nachdem Kur- fürst Joachim Ii. das Kloster um 1640 aufgehoben hatte. Die Brüderstraße, eine der ältesten in Alt-Kölln, verdankt den Kloster- brüdern ihren Namen. Otto Monte (Berliner Sagen und Erinnerungen). 12. Der Kaak. Das alte berlinische Rathaus in der Spandauer Straße hatte einen Vorbau, die Gerichtslaube, welche abgebrochen wurde, als man in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein neues Rathaus baute. Kaiser Wilhelm I. rettete das altertümliche Ge- bäude, indem er es in derselben Gestalt in seinem Parke Babels- berg 1872 wieder aufbauen ließ. An einer Säule der Gerichts- laube bemerkt man noch heute das steinerne Bildnis eines großen Vogels mit Menschengesicht und Eselsohren. Das ist der Kaak oder Kolk, der in Berlin auch wohl der „verwünschte Musikus" genannt wurde. Die Säule, an der er sich befand, war der Pranger, und ältere Berliner erinnern sich wohl noch der Halseisen und Ketten, die unter dem Spottbilde angebracht waren. Damit wurden solche Verbrecher festgeschlossen, die zu Schimpf und Schande öffentlich ausgestellt wurden, und mancher, den diese Strafe traf, mag den Pranger verwünscht haben und den Vogel dazu.
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